Wie ich meine Probenäherinnen auswähle

Ich bin platt!

Was war das für eine Flut an Bewerbungen auf meinen jüngsten Probenähaufruf!

Damit habe ich ehrlich gesagt gar nicht gerechnet und ich musste schon nach wenigen Stunden den Aufruf abbrechen, um nicht völlig den Überblick zu verlieren.

Aufgrund der weit über 200 Bewerbungen hat auch die Auswahl etwas länger gedauert, als ursprünglich gedacht.

Inzwischen ist aber ein Team zusammengestellt und seit gestern Abend regnet es Testexemplare!

Wer dabei ist, wurde bereits benachrichtigt. Allen anderen muss ich hiermit leider eine Absage für dieses (!) Mal erteilen.

Damit Ihr aber wisst, was in meinem Kopf bei der Auswahl so vorgeht und Ihr auch die Möglichkeit bekommt, beim nächsten Mal bessere Chancen zu haben, mache ich Euch hier einmal meinen Auswahlprozess transparent.

Normalerweise wird anschließend jede einzelne Bewerbung kategorisiert. Dann sortiere nach angegebener Größe, bewerte den Text und notiere mir ggf. Bemerkungen.

Ganz wichtig ist die Tatsache, ob die Bewerbungs-bedingungen eingehalten wurden. Ist letzteres nicht der Fall, fliegt diejenige gleich aus dem Prozess. Diesmal konnte ich es mir sogar leisten, solche Bewerbungen schon nicht einmal mehr zu notieren...

Da kann die Bewerbung noch so wundervoll sein -  wer lesen kann ist klar im Vorteil.

Was ich mir außerdem vermerke, ist ob jemand Nähanfänger ist. Diese nehme ich sehr gerne ins Probenähen auf, damit sie den Schnitt auf Anfängerfreundlichkeit testen können. Es gibt also einen kleinen Anfängerbonus.

Hier mal ein Beispiel für drei Bewerbungstexte:

Na, was meint Ihr? welche der drei Damen wird wohl Teil meines Teams?

Ich verrate Euch, wer Pluspunkte sammeln konnte und wer nicht:

1) Diese Dame hat eine ausführliche und individuelle Bewerbung abgeliefert und zudem alle Bewerbungsbedingungen erfüllt. Sie geht sowohl auf den Schnitt ein als auch auf ihre Persönlichkeit und ihre Arbeitsweise, was sie auf alle Fälle als Probenäherin qualifiziert. Dass das Foto auf dem Fliesenfußboden gemacht wurde, ist zwar nicht schön, aber absolut letztrangig, da ich Test-Näherinnen und keine Produktfotografen suche!

2) Wenn ich 250 Facebook-Fanpages durchklicken müsste, um ein Team zusammenzustellen, würde ich einen anderen Beruf wählen müssen!

3) Der Text umfasst zwar ein paar Zeilen mehr, die Näherin scheint sehr begeisterungsfähig und das Foto ist ohne Frage weltklasse. ABER ich heiße weder Anna (ja, sowas kommt vor), noch habe ich nach der ungefähren Konfektionsgröße des Kindes gefragt! Hier wurde ganz klar der Aufruf nicht sorgfältig gelesen und die Bewerbungsbedingugen somit nicht erfüllt. Offensichtlich kann sie doch nicht genau nach Anleitung arbeiten und hat sich somit von der Liste geschossen.

Grundsätzlich gilt:

Wer sich lückenhaft bewirbt (was leider seeehr häufig vor- kommt), kann nicht berücksichtigt werden.

Eine Gruß- und Abschlussformel sollte sich von selbst verstehen. Es ist zwar toll, von Euch Name, Alter und Anzahl der Kinder zu erfahren, noch toller wäre es aber zu erfahren, WER IHR SEID! Was macht Euch aus? Wofür steht Ihr? Was macht Euch besonders? Mit der Beantwortung solcher Fragen könnt Ihr Euch von der Masse abheben!

Am Ende sind leider auch immer einige Damen dabei, die wundervolle Bewerbungen schreiben, schöne Bilder machen und sogar möglicherweise im Vorfeld bereits (zufriedenstellend) für mich genäht haben, es dann aber trotzdem nicht ins Team schaffen.

Hier ist es dann leider ein Quäntchen Glück, eine Portion Bauchgefühl und der Versuch einen gesunden Mix aus "alten Hasen" und Neulingen zu schaffen.

Mit mehr als 60-70 Damen im Team verlieren alle (inkl. mir) schnell den Überblick und so ist das die absolute Schmerzgrenze für einen Cut.

Nun freue ich mich auf eine produktives Probenähen und bin angesichts eines sehr vielversprechenden Teams ganz zuversichtlich, Euch bald den Schnitt Ronia zu präsentieren!

Habt noch einen schönen Samstagabend und lasst die Nadeln glühen!

Liebste Grüße

Eure Vivi