"Du glaubst, ich bin stark und ich kenn' den Weg"

Was der Songtext von Ich + Ich beschreibt, ist ein Gefühl, das aufkommen kann, wenn man vom Leben anderer liest und hört:

Die eine ist Mutter vierer Kinder, hat Haus, Hund und Garten, einen Halbtagsjob und alles ist Friede, Freude Eierkuchen... das Haus glänzt, die Kinder lachen, Mama sieht toll aus und hat eine Bombenfigur. Nebenbei ist sie Rettungssanitäterin, Vorsitzende des örtlichen Musikvereins, hilft in der Armenküche aus und schreibt einen fantastischen Blog über das bunte Leben als Multitaskerin.

 

Läuft bei ihr! Oder etwa nicht?

Gerade die sozialen Medien haben eine Darstellungs- und Teilhabekultur aufkommen lassen, die uns sehr private und stetige Einblicke in das Leben anderer  ermöglicht. Und je privater die Einblicke, desto mehr versucht man, sich mit dem gezeigten Leben zu identifizieren.

Oft staunt man dann, was diese "Anderen" alles können, machen, dürfen und vor allem, wie sie das alles unter einen Hut bekommen.

Doch ist die Welt auch wirklich so heile, wie sie auf Instagram, Facebook & Co. gezeigt wird?


Aus Bloggersicht kann ich sagen, dass man sich bei jedem Foto, das man irgendwo teilt, um den Bildinhalt Gedanken macht.

In den allermeisten Fällen wird sogar irgendeine Bildmanipulation vorgenommen, um einen gewünschten Effekt zu erzielen bzw. nur das zu zeigen, was eine positive (oder zumindest effektvolle) Außenwirkung hat.

 

Dabei ist gar nicht die große Kunst der Bildbearbeitung gemeint. Es sind vielmehr das Wegrücken der angebrochenen Sprudelflasche, das Zur-Seite-Schieben des quietschbunten Babyspielzeugs und das Abwarten, bis die Baustellenfahrzeuge den Bildausschnitt verlassen haben, die aus einem bespielten (und deswegen chaotischen) Kinderzimmer einen Raum für den Innendesign-Award 2017 werden lassen.

Mit eingezogenem Bauch, etwas Schminke und dem entsprechenden Kamerawinkel lassen sich auch die beim Baby verbrachte Nacht, die tägliche Frustschokolade, der Streit mit dem Pubertier und der verlorene Autoschlüssel ganz gut verstecken.

Ich mag gar nicht behaupten, dass es das perfect life nicht gibt und alle Blogger, Instagrammer, Youtuber und Facebooker ein geheimes Doppelleben führen!

Doch ich möchte Euch ins Bewusstsein rücken, dass das, was man auf irgendwelchen Online-Profilen zu sehen bekommt, nicht immer dem sogenannten "Leben 1.0" entsprechen muss.

 

Auch ich höre oft den einen Satz: "Wie machst Du das alles?"

Zwei Kleinkinder. Früher ein Studium nebenbei, nun der Job. Haushalt, Gesundheit, Hobby...

 

Meine ehrliche Antwort auf die Frage lautet: Gar nicht.

 

Es ist mir leider nicht möglich, all den Anforderungen an mich und meine Leistungsfähigkeit in vollem Maße gerecht zu werden.

Irgendwas bleibt immer auf der Strecke.. und da die Kinder auf der Prioritätenliste den ersten Platz belegen, sind die Verlierer meist der Schlaf, der Sport oder auch der Haushalt...

Ja, auch ich ziehe auf den Fotos den Bauch ein, denn mit meinem After-Baby-Bauch und den 10kg Übergewicht könnte ich mich sonst nicht ertragen.

(Warum eigentlich nicht?)

Ja, auch ich warte ab, bis die Passanten den Bildausschnitt verlassen, bevor ich auf den Auslöser drücke und ja, auch ich schiebe den Wäschekorb zur Seite, wenn ich ein Foto aus dem angeblichen "Reallife" poste!

 

Warum ich das tue?

 

Weil es Spaß macht!

Mir macht das  In-Szene-Setzen Spaß!

 

Für mich ist das Bloggen eine Art Geschichtenschreiben und meine Bilder dienen dabei als Illustrationen.

Zwar beruhen meine Geschichten immer auf wahren Begebenheiten, doch hat ihre Gestaltung ganz klar einen kreativen Touch mit der entsprechenden individuellen Gestaltungsfreiheit.

Und ja, das alles hat eine beschönigende Wirkung! Denn hauptsächlich geht es hier um das Zur-Schau-Stellen von Ideen und kreativem Schaffen, um das Zeigen von Kunst. Und Kunst liegt zwar im Auge des Betrachters, aber Kunst ist schön!

Also genießt die Darstellungen von Fremdleben auf allen Kanälen!

 

Doch lasst Euch nicht zu sehr beeindrucken von Topmodel-Mamas und Superpower-Papas mit ihren Award-winning-Adventures :-P

 

Denn ein Tag hat nunmal nur 24 Stunden und eine Zeitmaschine wurde bisher ebensowenig erfunden, wie das Beamen!

 

Letztlich, weil es hier ums Selbstdarstellen und  Zeigen von Genähtem geht, möchte ich Euch noch meinen neuen Kapuzenpullover vorstellen!

 

Für den Stoffonkel durfte ich diesen tollen blauen Rosensweat designvernähen... ein Teilchen für mich sollte es werden.

Und was näht man aus Sweat für Damen, wenn es keine Jogginghose sein soll?

Natürlich! Sweatshirts oder -jacken!

 

Ich entschied mich für das Hoodie-Kleid "La Silla" von Schnittgeflüster und kürzte es auf Hüfthöhe.

Dank des feinen Bio-Stöffchens lässt sich der Kapuzenpulli unglaublich angenehm tragen und durch die SnapPap-Plus- Applikationen liegt er nun auch voll im aktuellen Trend.

 

 

Habt's gut, Ihr Lieben!

Eure Vivi

 

Verlinkt bei RUMS, Ich näh bio, Selbermachen macht glücklich

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Kommentare: 8
  • #1

    Luci (Donnerstag, 09 November 2017 00:08)

    Das hast du wirklich toll geschrieben. Denn ja, wir sind alle doch irgendwie Selbstdarsteller ...

    Und dein Hoodie ist wunderschön! ;)

    GLg, Luci

  • #2

    Claudia (Donnerstag, 09 November 2017 06:56)

    Die Idee, ein Kleid entsprechend zu kürzen, finde ich gut...hier liegt auch noch/ einiges, was ich gern nähen möchte. Und hier steht die Nähmaschine mitten im Wohnzimmer....neben dem Bügelkorb, dem Kaufmannsladen und einer aufgeweckten Vierjährigen, einem wachsenden Pubertier und all den anderen Dingen, die erledigt werden wollen....dürfen...müssen... Ich folge einigen Bloggern, sehe da auch, dass bestimmt nicht alles gut ist und doch bewundere ich die eine oder andere.....wie sie den Alltag rockt und dann noch zum Nähen kommt....Auch hier geht die Familie vor und tatsächlich gehe ich dann auch lieber schlafen, als bis in die Puppen den Haushalt auf Vordermann zu bringen oder an der Nähmaschine zu sitzen (obwohl das mein Ausgleich ist, mich entspannt).
    Hab Dank für deine Worte.
    Herzliche Grüße

  • #3

    Lilela (Donnerstag, 09 November 2017 07:07)

    Ein Klasse dein Bericht! �

  • #4

    Nicole (Donnerstag, 09 November 2017 07:49)

    Wunderbar offen und ehrlich. Ein sehr schöner Bericht! Und auch ein ganz toller Hoodie mit super Details, der ja fast ein bisschen zur Nebensache wird;-)
    Liebe Grüße
    Colle

  • #5

    Daniela (Donnerstag, 09 November 2017 08:16)

    Danke! Für diesen ehrlichen Beitrag! Kaum einer traut sich das zu schreiben oder zu sagen, traut sich vielleicht nicht mal sich das selbst einzugestehen.
    Ich persönlich bekomme solche Nackenhaare wenn ich höre "ich habe soundsoviel Kinder, einen Job also ist es machbar!"
    Dieser Aussage habe ich den Kampf angesagt!
    Nie wieder wird mir sowas jemand sagen können, ohne von mir ein entsprechendes Statement zu hören das ähnlich ist wie deines.
    Ja, nach außen hin scheint es" machbar". Aber hört ihr auf die Bedürfnisse der Kinder? Sind sie wirklich bereit sich dann oft und lange selbst überlassen zu sein? Wenn sie es jetzt nicht zeigen, wißt ihr wie es in einigen Jahren aussieht, wenn es zu spät ist?
    Oder habt ihr Hilfe vom Ehemann oder anderen? Wie könnt ihr davon ausgehen das jeder die gleichen Vorrausetzungen hat wie ihr?
    Eurem Arbeitgeber könnt ihr nicht sagen, einen Moment, ich verschiebe das auf Morgen oder nächsten Monat, oder "warte mal". Den Kindern sagen wir das aber zu oft.
    Bedeutet, der Arbeitgeber genießt die ERSTE Priorität.
    Ohne Zweifel gibt es viele, vielleicht sogar die meisten unter uns die Arbeiten MÜSSEN weil es nicht anders geht, aus finanziellen Gründen.
    ABER nur weil man dadurch gezwungen ist, hilft es absolut nichts sich die Prioritätenverschiebung schön zu reden.

  • #6

    Bruni (Donnerstag, 09 November 2017 09:04)

    Toll geschrieben! Genau so ist es.
    Wunderschöner Hoody Vivi�

  • #7

    mit Schönheitsfehlern (Donnerstag, 09 November 2017 10:17)

    Wahre Worte! Vielen Dank dafür.
    Dein Hoodie sieht sehr schön aus.
    Viele Grüße! Tina

  • #8

    Petra ellamor_style (Donnerstag, 09 November 2017 13:40)

    Danke für diesen tollen Beitrag!
    Deine Worte treffen den Nagel auf den Kopf!
    Und ein toller Hoodie ist es geworden. Ich habe den Rosen -Sweat in Senf hier seit 2 Monaten liegen und warte noch auf die freien Stunden um auch was für mich daraus zu zaubern... irgendwann klappt's, der Winter dauert ja noch ein bisschen.
    LG Petra