Ode an die Wolle

Es ist inzwischen kein Geheimnis mehr, dass es in meinen Augen kein wertvolleres Material für (Kinder-) Bekleidung gibt als Wolle!

 

Klar, auch Baumwollstoffe haben ihre Daseinsberechtigung, auf die ich an anderer Stelle eingehen werde.

 

Heute möchte ich jedoch noch einmal ein paar Infos zur Wollfaser geben, für deren Wiederentdeckung es höchste Zeit war!

 

Schließlich ist (Schaf)Wolle das älteste Bekleidungsmaterial der menschlichen Geschichte und es wurde sich bereits in Wollfilz gekleidet, bevor das Spinnen und Weben überhaupt erfunden war! Irgendwas muss also dran sein an ihrer Eignung für Textilien!

Wie der Name schon verrät, stammt Schafwolle von Schafen. Genauer gesagt werden die Haare eines Schafes als Wolle bezeichnet.
Angepasst an den jeweiligen Lebensraum der Tiere ist das Haarkleid unterschiedlich wärmend. Dennoch müssen die meisten Schafrassen ein bis zwei Mal im Jahr geschoren werden, damit sie Ihr Fell der Jahreszeit entsprechend erneuern können. Durch die Schur eines lebenden Schafes gewonnene Wolle wird als Schurwolle bezeichnet.

Je nach Schafrasse und Haarkleid unterscheiden sich dabei die Wollarten, wobei für die Textilproduktion vor allem Merinowolle sowie das Fell langwolliger Schafe von Interesse sind.

Merinowolle, die vom eigens für die Wollgewinnung gezüchteten Merinoschaf stammt, gilt als die feinste Wolle. Sie ist sehr weich, eher kurz und stark gekräuselt. Somit lässt sich hervorragend feine und wärmende Kleidung aus Merinowolle herstellen.
Neu im Trend sind zudem heimische Schafarten wie das Pommersche Landschaf, wo sich die Wolle vom Merinoschaf dadurch unterscheidet, dass die Wollfasern unterschiedliche Dicken haben. Diese sorgen für eine etwas rauere Struktur bei den fertigen Wollprodukten als bei der Merinowolle, stellen aber gleichzeitig sicher, dass die verarbeiteten Produkte wärmer und wasserabweisender sind, da sich mehr Luftpolster zwischen den Wollfasern bilden können.
Beide Wollarten kommen daher bei unterschiedlichen Produkten zum Tragen und entfalten ihre jeweilige Stärke.


Schafwolle ist - wie auch das Menschenhaar - aus einem faserförmigen Protein, dem Keratin aufgebaut. Jedes Haar besitzt eine wasserabweisende Außenschicht (Cuticula) und einen Faserstamm (Cortex), der bis zu einem Drittel seines Eigengewichts an Wasserdampf aufnehmen kann. Durch die abweisenden Eigenschaften der Faserhülle perlt allerdings flüssiges Wasser, aber auch flüssiger Schmutz von der Wolle ab und kann nach dem Trocknen ausgebürstet werden.
So kommt es, dass Wolle nicht nur angenehm wärmend, sondern auch feuchtigkeitsregulierend und schmutzabweisend wirkt.

Darüber hinaus hat Wolle eine weitere unschlagbare Eigenschaft, denn sie besitzt eine selbstreinigende Funktion:
Eine mechanische Selbstreinigung ist dem oben beschriebenen Faserstamm zu verdanken, denn dieser besteht aus zwei verschiedenen Faserarten, welche sich beim Feuchtwerden unterschiedlich stark verformen. Durch die so entstehende Reibung der Cortexfasern wird Schmutz aktiv abgesondert.

Hinzu kommt die chemische Selbstreinigungskraft der Wolle, denn durch komplexe physikalische und chemische Zusammenhänge kann das Keratin Gift- und Geruchsstoffe neutralisieren (sogar Schweiß, Urin oder Zigarettenrauch!). So nimmt Wolle kaum Gerüche auf und wirkt im Extremfall sogar luftreinigend.

Wolle kann zudem bis zu einem Drittel ihres Eigengewichts an Wasser aufnehmen, bevor sie anfängt, sich feucht anzufühlen. Und selbst dann wärmt sie immer noch, so dass selbst bei stark nasser oder verschwitzter Wollkleidung eine Auskühlung des Körpers sehr unwahrscheinlich ist.


Bei all diesen positiven Eigenschaften von Wolle lässt sich mein aktueller Favorit unter der Nähmaschine leicht erklären. Aktuell vernähe ich tatsächlich nur Woll- und Wolle/Seide-Stoffe.

Lieferant Nr. 1 ist dabei nach wie vor Danisch Pur. Hier gibt es hochwertige Meterware an Wolle/Seide, aber auch Wollwalk und Wollfleece für kuschelig warme Draußensachen.

Doch gerade bei der Outdoorkleidung kam ich beim bestehenden Angebot an seine Grenzen, denn ich fand keinen Bündchenstoff, der den Walkhosen und Fleecejacken einen winddichten sowie Feuchtigkeits- und schmutzabweisenden Abschluss gewährleistete, ohne auf Baumwollware zurückgreifen zu müssen. Baumwolle hätte schließlich die hygienischen Stärken der Wolle kontakariert!

Also hieß es selbst aktiv werden! Ich schaute mich nach Wollgarn um, was meinen Ansprüchen an ökologische sowie tierwohl- und sozialverträgliche Voraussetzungen gerecht wurde.

Da meine Strickfertigkeiten denen einer doppelt-linkshändigen Gartenschere ähneln, holte ich meine kleine Schwester mit ins Boot, versorgte sie mit Wolle und erhielt wunderbare Grobstrickbündchen aus reiner Bio-Merinowolle in meinen Wunschfarben! Die perfekte Ergänzung zum Wollwalk und -fleece war geschaffen!

 

Aus dieser Idee, jeder Menge Wollproben und einigen Probebündchen entstand dann Anfang des Jahres das Label Aurinko Organic.

Aurinko Organic ist ein kleiner, aber feiner Onlineshop, bei dem von jetzt an Jedermann unsere Wollstrickbündchen erwerben kann.

 

Aus dicker Bio-Merinowolle gestrickt, eignen sich die Bündchen hervorragend für Outdoorbekleidung wie Jacken und Overalls aus Wollwalk oder Wollfleece. Die Bündchen sind somit eine perfekte Materialergänzung für alle wollliebenden Selbermacher.

 

Unsere Wollstrickbündchen werden in sorgfältiger Handarbeit gefertigt, an einem Stück gestrickt und besitzen keine Nähte auf der Innenseite. Sie können ohne weitere Vorbereitungsmaßnahmen angenäht werden.

Schaut doch mal vorbei auf unserer neuen Seite! Wir würden uns Freuen!


Alles Liebe

 

Eure Vivi mit Schwesterchen Juliana

 

 

 

Stoffe und Schnitte:

Mütze: Strickwerk von Juliana

Schlupfshirt: eigener Schnitt aus Wolle/Seide-Stoffen von Danisch Pur

Walkhose: Bio-Walk aus 100%-Schurwolle als Restposten von Tjelve

Bündchen: Aurinko Organic in der Farbe Schokobraun

 

Ich näh bioKiddikram, Menschen(s)kinderSelbermachen macht glücklich, AWS

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Suse (Sonntag, 25 Februar 2018 20:31)

    Hallo Vivi,
    das ist ein klasse Beitrag, den ich als angehende Maßschneiderin zu 100% teile �
    Eure Idee mit dem Bündchenshop ist ebenso Genial!
    Ich bin allerdings neugierig, ob du tatsächlich recherchieren konntest, ob die Schafe mit Betäubung "operiert" werden und ob die Wolle nicht im Lebendbad vor der Schur gereinigt wurde? Ich habe in meiner bisherigen Ausbildung fakten über Fasergewinnung gelernt, die hätte ich lieber nicht gewusst � Selbst die tollste Bio-BW hat Chemie in der Produktionskette erfahren...
    Was uns vorgegaukelt wird, finde ich ziemlich deprimierend.
    LG Suse

  • #2

    Vivi (Montag, 26 Februar 2018 20:19)

    Liebe Suse,

    die Wolle, die wir verarbeiten, stammt zu 100% aus der Lebendschur. Die Schafe werden also 1x im Jahr mithilfe von elektrischem Scherwerkzeug geschoren, wobei es ruhig und tierschonend zugeht und keinerlei weitere (chemische) Hilfsmittel zum Einsatz kommen! Auch in der Tierhaltung wird bereits auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet.

    Was genau meinst Du mit "operiert"? Falls Du Mulesing meinst, so kann ich Dir versichern, dass unsere Wolle zu 100% Mulesing-frei ist!

    In der Weiterverarbeitung wird die Schurwolle schonend gewaschen (weniger Waschmitteleinsatz und teilweiser Erhalt des Wollfetts) und gefärbt.
    Die Wolle wird weder karbonisiert, noch geblichen oder chemisch aufgerüstet.

    All dies garantiert uns die Schäferei, bei der wir unsere Wolle beziehen. Sie hält Merinolandschafe auf heimischem Grund (Süddeutschland).

    Solltest Du weitere Fragen haben, melde Dich gerne.

    Liebe Grüße
    Vivi