· 

(Social) Media Burn Out

Erschöpfung.

Müdigkeit.

Stress.

Überforderung.

Leere.

 

Ich fahre den Computer herunter und habe noch 15 Minuten, bevor ich die Kinder aus dem Kindergarten hole. Gerade genug Zeit für mein Mittagessen.

Während ich mir eine Gabel Reis in den Mund schiebe, fummle ich mit der anderen Hand routiniert mein Handy aus der Hosentasche und drücke ganz automatisch auf den Button der Zeitungs-App oder den von Facebook oder Instagram...

 

Gelangweilt scrolle ich die Chronik entlang und überfliege Bilder und Artikel, die mir am Morgen bereits bei selbigem Prozedere angezeigt wurden.

 

Wieso hat mich das Smartphone so im Griff? Wieso schaue ich mehrfach täglich auf allen Kanälen nach, was ich an Neuigkeiten verpassen könnte? Wieso kann ich nichtmal in Ruhe essen?

Klar, ich führe ein (klitze)kleines Unternehmen und die sozialen Netzwerke sind aus marketingstrategischer Sicht eine wahre Goldgrube!

Auch sonst möchte man natürlich als erstes informiert werden, wenn sich was in der Welt und im Freundeskreis tut... oder etwa nicht?

 

Ist das, was es im Smartphone zu entdecken gibt, es wirklich wert, als pausenloser Dauerbrenner in den Alltag integriert zu werden?

Man begibt sich über die digitalen Netzwerke in eine schnelllebige, virtuelle Realität.

Diese virtuelle Realität ist eine Blase aus Selbstdarstellung und Euphemisierung. Aus Fremddarstellung und Dramatisierung. Eine Blase, die geschaffen wird von Influencern, Likern und Followern.

 

Es ist eine Blase, in der sich die Welt so vertraut anfühlt, aber doch gleichzeitig so weit weg von der individuellen und analogen Wirklichkeit ist.

 

In der letzten Zeit hat mich das ständige Online-Sein, diese omnipräsente Abhängigkeit von den (sozialen) Medien ziemlich an den Rande meiner Kräfte geführt.

Durch meinen computerbezogenen Beruf sitze ich ohnehin schon die gesamte Arbeitszeit vor dem  Bildschirm.

Hinzu kommt das freizeitliche Konsumieren von Tweets, Posts und Artikeln, sowie der ständige Druck, als Unternehmerin selbst für Social-Media-Inhalte sorgen zu müssen.

Dieser Druck führte bei mir zu derartigen Empfindungen, wie sie  eingangs aufgezählt sind.

 

Die virtuelle Realität war es, die mir den Saft zog, den ich für meine analoge Wirklichkeit so dringend gebraucht hätte.


Wortwörtlich vor Augen geführt wurde mir die Absurdität der Selbstdarstellung im Netz, als ich beim Ausflug mit meinen Kindern und ihren Freunden im Wildpark eine andere Mama sah, die minutenlang auf einer Bank saß und Selfies schoss, während die zugehörigen Kinder in dieser Zeit sich selbst überlassen waren und die Wildschweine mit Salzstangen fütterten.

Den anschließenden Instagram-Post kann ich mir wie folgt vorstellen:

 

" Familienzeit im Wildgehege #qualititime # familienzeit #zeitmitkids #unseralltagistihrekindheit  #usw"

 

Ihr erkennt die Ironie?

Ich habe keine Lust mehr auf geschönte Beiträge, auf zusammenhangslose Statusberichte und auf alltägliche Langweilertexte.

Ich möchte nicht von einer virtuellen Realität dominiert werden und mich alltäglich in einer digitalen Blase bewegen.

Ich habe auch einfach keine Lust mehr, die Milch neben den Kaffeebecher zu schütten, weil ich nebenbei am Smartphone noch schnell eine wichtige E-Mail rausschicken will oder nachschaue, wie mein Beitrag vom Vorabend bei den Followern ankommt.

 

Vielmehr möchte ich das Internet mit seinen zugehörigen Foren und Netzwerken als ergiebige Wissensquelle und Plattform für mehrwertstiftenden Austausch nutzen!

Auch der Smartphonekonsum sollte somit dem Schlagwort "Weniger und Wertvoll"  unterliegen.


Als Kontrast zum Textinhalt stehen die Bilder dieses Beitrags.

 

Ein dreijähriges Kind, die ersten warmen Sonnenstrahlen des Jahres und eine riesengroße Pfütze!

Was diese Kombination an Unbeschwertheit und Glück impliziert, kann sich jeder selbst zusammenreimen.

 

Die Kleine lebt im Hier und Jetzt, im absoluten Moment und weit weg von jeglichen digitalen Zeitfressern!

 

Gekleidet ist sie in ein Shirt aus Wolle/Seide von Danisch Pur. Die wunderschönen Retropunkte wurden mir für ein Designbeispiel zur Verfügung gestellt.

 Das Shirt sowie die Cordhose sind nach meinen eigenen, aber noch nicht veröffentlichten Schnittmustern entstanden.

 

Vielleicht regt Euch dieser Post ja zum Nachdenken an und möglicherweise geht es dem ein oder anderen Leser ja ähnlich wie mir.

Vielleicht legt Ihr ja auch das Smartphone mal kurz beiseite und sucht Euch die nächstgrößte Pfütze in Eurer Nähe :-)

Dann wäre der Hashtag #qualitytime auch wirklich angebracht!

 

 

Verlinkt bei:

Ich näh bioKiddikram, Menschen(s)kinderSelbermachen macht glücklich

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    ElinaEinhorn (Freitag, 11 Mai 2018 07:34)

    Ganz toll geschrieben! (ich sitze ja selbst "kurz" am PC bevor ich die Große zur Schule bringe...). Ich sitze zwar nicht so häufig am Smartphone und Co., ertappe mich aber manchmal beim Nähen, Plotten oder Sticken, ob es nicht sinnvoller wäre, in der Zeit was mit den Kindern zu machen... Andererseits ist es aber auch ein tolles Hobby, das auch wichtig für meine Entspannung ist - solange es nicht unter Druck geschieht und noch genug Zeit für die Familie bleibt (daher bin ich froh, dass es für mich ein Hobby und kein Beruf ist!)

    LG
    Corina